Skulpturen aus Brennteilen
Archaisch, massiv, unverwüstlich – Stahl vereinigt alle Attribute eines ebenso alltäglichen wie außergewöhnlichen Materials. Der Ansbacher Künstler Thomas Röthel verleiht diesem Werkstoff in seinen Skulpturen eine ungeahnte spielerische Leichtigkeit. Basis seiner Gestaltung sind Stahl von Dillinger und Brennschnitte von Jebens.
Seit seinem Studium an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste faszinieren Thomas Röthel die Eigenschaften des Werkstoffs Stahl. Charakteristisches Stilelement seiner Arbeiten sind Biegungen und Drehungen. Durch gezielte Einschnitte der Bleche entstehen zwischen massiven, in sich verdrehten Ober- und Unterteilen filigrane Verästelungen, die dem Betrachter abhängig vom Blickwinkel immer wieder neue Perspektiven eröffnen. Röthel entwirft zunächst kleine Modelle, um zu testen, wie Einschnitte und Bewegungen neue Formen erzeugen. Denn in dem anschließenden Schaffensprozess sind Korrekturen ausgeschlossen.
Nach exakten Vorgaben des Künstlers schneidet Jebens dafür 150 Millimeter dicke, 600 Millimeter breite und 3.000 Millimeter lange Bleche auf Maß, fräst sie partiell oder macht stellenweise Einschnitte. Das von Jebens so vorbereitete Blech erhitzt Thomas Röthel anschließend in seinem Atelier in einer Esse rund 20 Stunden lang auf 1.150 Grad Celsius. Die rotglühenden Tafeln werden per Radlader zu einer Spezialhalterung transportiert, wo ein zwölf Meter langer Hebel aus Stahlträgern darauf platziert wird. Auf Handzeichen von Thomas Röthel haben nun zwei Radlader ihren großen Auftritt: Sie ziehen, drehen und biegen das Blech in die gewünschte Richtung und verleihen ihm so jene Form, die der Künstler zuvor im Kleinen entworfen hatte. Millimeterarbeit mit Großmaschinen – gesteuert vom Künstler per Fingerzeig. So wird jede Röthel-Stahlskulptur zum filigranen und ausdrucksstarken Unikat zugleich. Noch bis zum 8. Oktober 2017 sind die Stahlskulpturen in der Kunstausstellung „Ansbacher Skulpturenmeile“ zu besichtigen.
